Langerwischs neues Geschichtsbuch schrieb der jüngste Ortschronist Mittelmarks – der 28-Jährige Johannes Nest

LANGERWISCH – Auf einer Urkunde der Kirche, die im Domstift-Archiv Brandenburg liegt, findet sich die entscheidende Stelle: Der Bischof von Brandenburg vereinigt die beiden Kirchen von Neu- und Alt-Langerwisch zu einer Kirche. Datiert ist das Dokument auf den 23. Juni 1287. Es ist die erste urkundliche Erwähnung beider Ortsteile, die später in Langerwisch aufgingen. Die Langerwischer hätten auch zwei Jahre früher das 725-jährige Bestehen ihres Ortes feiern können, Neu-Langerwisch wird bereits 1285 erstmals erwähnt. Sie wählten das verbindende Datum und feiern am 23. Juni 2012. Das Buch zur Geschichte ist schon gedruckt. Geschrieben hat es Johannes Nest, mit 28 Jahren Mittelmarks jüngster Ortschronist. An seiner Seite hatte er eine Arbeitsgruppe, in der Carla Krüger, Wolfgang Kroll und Klaus Kühne sich mit ihm auf die Spur der Geschichte begaben und auch Neues ans Licht beförderten.

So dürfte kaum jemand wissen, dass Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs ihre Ferien in Langerwisch verbrachte und dort mit dem kleinen Peter Huchel spielte, der später auch ein großer Dichter werden sollte. Die Begegnung legt ein Brief nahe, den Nelly Sachs 1948 an Huchel schrieb. Die Sachs, die 1966 den Nobelpreis erhielt, verbrachte die Ferien auf dem Langerwischer Gut von Max Orenstein. Bruder Benno, der Eisenbahnfabrikant, gründete die Maschinenbaufirma Orenstein & Koppel. Max Orenstein baute kleine Feldbahnen, die bis nach Afrika exportiert wurden. In Michendorf besaß er eine Ziegelei, der Ton wurde in der Nähe der Marienallee in Langerwisch abgebaut. Die Tongrube ist heute fast zugeschüttet. Der Schutt stammt vom Westberliner Sportpalast, der 1973 abgerissen wurde.

Wer in der Chronik schmökert, bekommt auch Antworten auf Fragen wie diese: Woher hat Langerwischs Galgenberg seinen Namen? Die Geschichte ist zu lang, um sie hier erzählen zu können. Nur so viel: Auf dem Hügel wurde im 15. Jahrhundert Hauptmann Hans Kurt erhängt. „Lange Zeit war sein von der Sonne gebleichtes Gebein ein Spiel der Winde. Seit der Zeit heißt der Berg Galgenberg.“ (Von Jens Steglich)

Quelle: MAZ