Erste Ausstellung zur 100-jährigen Ortsgeschichte war schon zur Eröffnung ein Besuchermagnet

Michendorf · Wilhelmshorst – „Wilhelmshorst von oben“ heißt die erste Ausstellung zum 100-jährigen Ortsjubiläum, die der Verein „Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte” am Sonntag eröffnete. Fast 30 historische Karten und Luftbilder zeigen von der Waldgemeinde mehr, als selbst langjährig ansässige Einwohner bisher kannten.

Vor allem wunderbare Flugaufnahmen, unter anderem vom bekannten Potsdamer Luftbildfotografen Lutz Hannemann, belegen, dass es viele interessante Blicke von oben gibt, die rote Dächer, helle Häuser und blaue Schwimmbecken zeigen. Dabei wird deutlich, dass die ziemlich geschlossene Wipfeldecke früherer Jahrzehnte schon erhebliche Lücken aufweist. Ursache ist nicht der jüngste große Sturm, vielmehr sind es die erheblichen Rodungen von Neusiedlern, die ihre Genehmigung zur Waldumwandlung als Freifahrtschein zur Totalabholzung verstanden haben. Eine im Schulfoyer hängende Großaufnahme von 1991, die leider nicht in die Ausstellung aufgenommen wurde, hätte den gravierenden Wandel anschaulich zeigen können.

Weit über 100 Besucher, auch aus den Nachbarorten sowie aus Potsdam und Berlin überforderten zur Ausstellungseröffnung die Platzmöglichkeiten des Wilhelmshorster Gemeindezentrums erheblich. Interessierte Einwohner standen im Vestibül und auf dem Gang, auf den Treppen zum Obergeschoss und im Nebenzimmer, um den Ausführungen von Historiker Rainer Paetau und des alteingesessenen Wilhelmshorsters Wolfgang Linke zu folgen.

Nebenbei gab es noch eine großartige Entdeckung und Ankündigung: Neubürger Detlef Groß spielte virtuos auf dem Flügel freie Variationen zum „Wilhelmshorster Lied“, dessen Text aus den 30er Jahren vom Komponisten Kurt Grottke zur 50-Jahrfeier des Ortes vertont wurde. Tenor Volker Horn von der Deutschen Oper Berlin, seit vier Jahren Wilhelmshorster, trug die erste Liedzeile vor und kündigte einen Gesangsabend noch in diesem Jubiläumsjahr an.

Die Luftbilder begeisterten beim Rundgang die Einwohner: Rufe der Entzückung gab es, wenn endlich das eigene Haus oder zumindest ein Dachstückchen entdeckt wurde.

Wenig attraktiv fanden viele Besucher die Neubausiedlung am Kiefernweg aus der Vogelperspektive. Im Kontrast dazu glänzt die große Renesse-Villa, einst Rat der Gemeinde An den Bergen, mit ausgewogenen Proportionen im herrlichen Sonnenschein.

Eine Karte aus „vorwilhelmshorstlicher Zeit“ – die Besiedlung begann 1903 – zeigt inzwischen längst vergessene Wegeführungen nach Potsdam, als die Langerwischer Chaussee noch geradenwegs dicht vorbei am Moosfenn und den Ravensbergen in die heutige Einsteinstraße am Observatorium mündete. Spätere Karten zeigen schon recht bald (um 1920) die komplette heutige Struktur des Ortes, wobei die Pläne über die heutige Ausdehnung bis zu den Langerwischer Exklaven Teufelshorn und Tannenhof reichten – der zweite der Weltkriege ließ diese Pläne jedoch nicht reifen.K.-P. Anders

Die Ausstellung ist noch jeden Sonntag 11 bis 17 Uhr bis einschließlich 18. Februar geöffnet.
PNN