Wagnis in Wilhelmshorst: Im dortigen Gemeindezentrum werden am Samstag drei Kinder von NSDAP-Funktionären öffentlich über ihre Familiengeschichte reden und darüber, wie es ihnen ergangen ist, nach dem Krieg mit dem Wissen zu leben: „Mein Vater war Nazi.“

NS-Aufmarsch 1936 in Wilhelmshorst am heutigen Goetheplatz, an der Spitze des Umzugs läuft der NSDAP-Ortsgruppenleiter.

NS-Aufmarsch 1936 in Wilhelmshorst am heutigen Goetheplatz,
an der Spitze des Umzugs läuft der NSDAP-Ortsgruppenleiter.

Es ist ein Wagnis, das in der herkömmlichen Aufarbeitung von Ortsgeschichte seinesgleichen sucht: In Wilhelmshorst werden am Samstag drei Kinder von NSDAP-Funktionären öffentlich über ihre Familiengeschichte reden und darüber, wie es ihnen ergangen ist, nach dem Krieg mit dem Wissen zu leben: „Mein Vater war Nazi.“ Die Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte um Historiker Rainer Paetau wagen das, was andernorts viele Ortschronisten lieber sein gelassen haben. Die Geschichtsschreibung ohne Namensnennung kennt man jedenfalls aus vielen Ortschroniken, sobald es darin um das Geschehen in dunklen Zeiten geht und um ganz persönliche Schuld. Die Heimatforscher hatten oft nachvollziehbare Gründe, sich zu Allgemeinsätzen über die Nazi-Zeit im Heimatort zu flüchten. Wenn der NSDAP-Ortsgruppenleiter im Geschichtsbuch ohne Familiennamen auftauchte, geschah das vielerorts in Rücksicht auf die Familie. Das Verschweigen und Verdrängen kann freilich auch im Kleinen schnell zu einer großen Last werden, die leichter wird, wenn man darüber reden kann.

Den vollständigen Artikel von Jens Steglich  können Sie hier lesen.