Wie Nationalkonservative in Wilhelmshorst den Nazis 1933 einen Streich spielten

MAZ/Jens Steglich – 2023 jährt sich die Machtergreifung Hitlers zum 90. Mal. Viele Orte der heutigen Gemeinde Michendorf waren schon vorher braune Hochburgen, in einer aber verloren die Nazis sogar noch im März 1933 eine Wahl.

Wilhelmshorst. Es gibt diese kleinen Geschichten in der großen Weltgeschichte, die dort irgendwie nicht hineinpassen wollen. Historiker Rainer Paetau nennt sie die Kuriositäten der Ortsgeschichte, weil sie vom Erwartbaren abweichen. So wie die Kommunalwahlen im März 1933 in Wilhelmshorst. Vor 90 Jahren, als die Nazis bereits die Macht ergriffen hatten und bei den schon nicht mehr freien Reichstagswahlen am 3. März 1933 in fast allen Ortsteilen der heutigen Gemeinde Michendorf absolute oder gar Zwei-Drittel-Mehrheiten erreichten, verlor die NSDAP in dem waldreichen Ort unweit Berlins plötzlich eine Abstimmung.

Erzkonservative verbünden sich gegen NSDAP

Ausgerechnet Erzkonservative, vor allem von der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), die auf höchster Ebene die Steigbügelhalter der Nazis waren, bringen bei diesen Kommunalwahlen am 12. März 1933 in Wilhelmshorst der Partei Adolf Hitlers eine herbe Niederlage bei. Nationalkonservative Parteien, die mit der Weimarer Republik nichts am Hut hatten und das Kaiserreich zurückhaben wollten, schlossen sich zu einer Einheitsliste zusammen, die 54 Prozent der Stimmen holte. Die NSDAP kam nur auf 34 Prozent.

Umzug von hiesigen SA- und NSDAP-Mitgliedern auf der Höhe Amselweg/Goetheplatz (damals Kirchplatz), vermutlich 1936 in Wilhelmshorst.

Umzug von hiesigen SA- und NSDAP-Mitgliedern wahrscheinlich auf der Höhe Amselweg/Goetheplatz (damals Kirchplatz), um 1936 in Wilhelmshorst.

Wilhelmshorster wollten Bürgermeister behalten

„Die Wilhelmshorster waren damals mehrheitlich keine Anhänger des Parlamentarismus der Weimarer Republik. Das Hitler Kanzler wurde, haben sie begrüßt. Aber sie wollten den Bürgermeister behalten“, sagt Rainer Paetau.

Wahlsieg mit einer Person verbunden

Der Vorsitzende der Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte ist sich ziemlich sicher, dass dieser letzte Wahlsieg gegen die Nazis, die vor 90 Jahren die Gesellschaft in kürzester Zeit gleichschalteten und andere Parteien verboten, vor allem mit einer Person verbunden war. Die Rede ist von Karl von Theobald, einem Oberstleutnant a.D., der in der Armee des Kaiserreiches gedient hatte, Mitglied der DNVP und seit 1927 Bürgermeister in Wilhelmshorst war. „Er hatte eine Mehrheit der Wilhelmshorster hinter sich“, sagt Paetau. Durch den Sieg der Einheitsliste blieb er auch Ortsoberhaupt, obwohl NSDAP-Ortsgruppenführer Oskar-Rügen Böhnisch ihn am liebsten sofort abgesetzt hätte, um selbst Bürgermeister zu werden.

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