Deutsche Bahn will Wilhelmshorster Tunnel aufgeben und neu bauen

WILHELMSHORST Auf Bürgernachfrage im Michendorfer Bauausschuss, dem Wilhelmshorster Ortsbeirat und der Michendorfer Gemeindevertretung nach dem Sachstand „Fußgängertunnel Bahnhof Wilhelmshorst“ ist nun ein Brief der Unteren Denkmalschutzbehörde vom Juli diesen Jahres aufgetaucht.

Bürger wie die selbstständige Gemeinde Wilhelmshorst hatten energisch gegen die vor langer Zeit geäußerten Pläne der Deutschen Bahn gekämpft, den Tunnel im Zuge der Streckenmodernisierung wegen Baufälligkeit aufzugeben.

Der Fußgängertunnel ist die einzige fußläufige Verbindung zwischen den Ortsteilen Wilhelmshorst-Süd und Nord-Ost und zudem integraler Bestandteil des Bahnhofs, der seit 2002 unter Denkmalschutz steht. Entgegen den Forderungen der Gemeinde nach Erhaltung des Bahnhofstunnels in seiner jetzigen Position beharrt die Bahn auf einem versetzten Neubau und begründet das mit angeblichen Mehrkosten für die Instandsetzung des jetzigen Tunnels von rund 200 000 Euro und einer viermonatigen Vollsperrung der gesamten Strecke.

Angesichts dieser Vorgaben hat die Denkmalschutzbehörde das als „unzumutbaren Mehraufwand“ deklariert und damit ihren Anspruch zur Erhaltung des gesamten Denkmals aufgegeben sowie einem Neubau an anderer Stelle zugestimmt. Obwohl der Bahnhof als seltenes Kuriosum der Bahngeschichte zur Gründerzeit von Wilhelmshorst zu Beginn des vorigen Jahrhunderts von Wilhelmshorster Bürgern privat bezahlt und errichtet worden ist – gegen den Widerstand der Deutschen Reichsbahn, die auch damals die Kosten gegenüber dem Nutzen als zu hoch eingeschätzt hatte –, hat die Gemeinde heute nach den Bahngesetzen keinerlei Einspruchsrechte mehr auf das Vorhaben der Bahn.

Seit mehreren Jahrzehnten versucht die Gemeinde zudem, die Treppenanlage des Bahnhofstunnels mit einer Kinderwagen- und Fahrradpassierbaren Rampe versehen zu lassen. Auch dieser Wunsch verhallt in den Gängen der Bahnbürokratie schon seit DDR-Zeiten ungehört.

Der neuerliche Vorstoß für diese heutzutage fast selbstverständliche Erleichterung beziehungsweise Notwendigkeit für Rollstuhlfahrer fand bei der Bahn bisher wiederum keine Realisierungschance.

Im Michendorfer Bauamt ist der neueste Erkenntnisstand der Denkmalschützer in Sachen des Tunnelneubaus unbekannt. Eine Bauanzeige der Bahn, um die notwendigen Wegeanbindungen an das öffentliche Straßennetz vorzunehmen, liegt ebenfalls nicht vor.

Aber die Bahn will den neuen Bahnhofstunnel – zusammen mit den Brückenbauten für die B2-Umgehung Michendorf – schon Anfang des neuen Jahres bei Streckensperrungen von nur wenigen Tagen bauen.
MAZ