Bahn darf Tunnel an Denkmal-Bahnhof in Wilhelmshorst zuschütten und neuen Tunnel bauen / Erhalt wäre „unzumutbar“
Wilhelmshorst ist mit seinem Widerstand gegen den Bau eines neuen Fußgängertunnels am Bahnhof gescheitert. Im Zuge des Streckenausbaus auf Tempo 160 will die Bahn den alten Fußgängertunnel zuschütten und einen neuen Tunnel acht Meter nördlich „einschieben“.
Grund: Die Statik des alten Tunnels ist ungeeignet für Belastungen mit Hochgeschwindigkeitszügen. Der Ortsbeirat und die frühere Gemeindevertretung hatten interveniert, weil der alte Tunnel als Bestandteil der 1915 durch den Berliner Architekt Albert Geßner errichteten Bahnhofsanlage gilt. Sie steht unter Denkmalschutz. Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte und der frühere Bauausschusschef Gerhard Mühlbach hatten sich auch in den letzten Wochen beim Denkmalschutz für den Erhalt stark gemacht – vergeblich. Als Fortsetzung des Arkadengangs, von dem aus der Bahnsteig zugänglich ist, bildet die Unterführung mit dem Bahnhofsgebäude eine Einheit. Ungeachtet dessen gibt der Denkmalschutz der Bahn Recht. In einem, Schreiben der Unteren Denkmalschutzbehörde an die Bauaufsicht in Belzig wird eingeräumt, dass der Erhalt des Tunnels für die Bahn einen „unzumutbaren Mehraufwand“ bedeuten würde. „Zusätzlich zur Sanierung wären Bauwerksverstärkungen vorzunehmen, die dem Kostenvergleich zum Neubau nicht standhalten würden und eine Beeinträchtigung des Originalbestandes zur Folge hätten“, erklärt die Mitarbeiterin der Denkmalbehörde, Monika Karstaedt. Eigentümer hätten zwar die gesetzliche Pflicht, Denkmale „im Rahmen des ihnen Zumutbaren“ zu schützen. Eine Herrichtung des alten Tunnels stelle aber einen finanziellen Mehraufwand von 200000 Euro dar und bringe eine Gefährdung des Bahnhofsgebäudes mit sich, da umfangreiche Fundamenteingriffe zu erwarten seien. Zudem bestehe eine unzumutbare Belastung für den Bahnverkehr, da der Tunnelerhalt eine viermonatige Sperrung der Bahnstrecke nötig machen würde. Karstaedt beauflagte die Bahn lediglich, den Abschluss des Tunnelneubaus so tief zu legen, dass er nicht den Blick auf den Bahnhof stört. Die Einfassung des alten Tunnels muss erhalten und instand gesetzt werden. „Da sind wir machtlos, wenn der Denkmalschutz zustimmt“, sagte Neubaugegner Gerhard Mühlbach gestern gegenüber den PNN. Die Bauarbeiten sollen im nächsten Jahr zeitgleich mit denen für die Bahnbrücke über die Umgehungsstraße stattfinden. Derzeit wird zudem eine neue Schrankenanlage in Wilhelmshorst errichtet. Henry Klix
PNN