Wilhelmshorst ehrt Bonhoeffer-Schüler Otto Dudzus / Der frühere Pfarrer im Ort war Mitglied der „Bekennenden Kirche“

Kirchengemeinde und die Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte widmen sich in einer neuen Ausstellung einem Mann, dessen Wirken im Ort weitgehend unbekannt ist. Die Rede ist von Otto Dudzus (1912-2000), dem Bonhoeffer-Schüler, der von 1938 bis 1942 illegal als Hilfspfarrer in den evangelischen Kirchengemeinden Wilhelmshorst und Langerwisch tätig war. Dudzus wäre am 4. Februar dieses Jahres 100 Jahre alt geworden.

Aus diesem Anlass findet morgen, 11 Uhr, ein Gedenkgottesdienst in der Wilhelmshorster Kirche statt. Im Anschluss wird eine kleine Ausstellung über Dudzus Wirken im Ort eröffnet. Die Exponate sind auch an den folgenden zwei Sonntagen, am 19. und 26. Februar, jeweils von 14 bis 17 Uhr, im Gotteshaus zu sehen.

„Kreuz oder Hakenkreuz“ heißt der Titel der Ausstellung, in der man auch eine Ahnung von der Spaltung der evangelischen Kirche während der Nazi-Zeit bekommt. Otto Dudzus Familiengeschichte steht exemplarisch für den Riss, der damals mitten durch die evangelische Kirche ging. Dudzus war Mitglied der „Bekennenden Kirche“, die sich gegen die nationalsozialistische Instrumentalisierung und „Gleichschaltung“ wehrte, sagt Rainer Paetau, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Wilhelmshorster Ortsgeschichte“. Innerhalb der Kirche waren die NS-orientierten „Deutschen Christen“ die Gegenspieler, die für „Kreuz und Hakenkreuz“ eintraten und zu denen auch Dudzus Bruder Wilhelm gehörte.

Wilhelm Dudzus überführte die christlichen Jugendverbände in die Hitlerjugend. „Und er war auch ein Spitzel, der für die Nazis die ’Bekennende Kirche’ ausspionierte“, weiß Paetau. Wilhelm Dudzus soll zudem dafür gesorgt haben, dass Dietrich Bonhoeffer, einer der profiliertesten Vertreter der „Bekennenden Kirche“, seine Lehrerlaubnis verlor. Otto Dudzus hingegen hatte in Berlin bei Bonhoeffer Theologie studiert. „Er ist von Bonhoeffer bekehrt worden und hielt seinem Lehrer über dessen Hinrichtung im April 1945 im KZ Flossenbürg hinaus die Treue“, sagt Rainer Paetau. Dudzus war später Mitherausgeber und Verfasser zahlreicher Bücher über Dietrich Bonhoeffer.

Nach Wilhelmshorst kam Otto Dudzus 1938. Hier widersetzte er sich Anordnungen des Evangelischen Konsistoriums, das seinerzeit von den „Deutschen Christen“ beherrscht wurde. „Als illegaler Pfarrer hatte er kein Einkommen und musste sich vorwiegend von Spendengeldern ernähren“, so Paetau.

Nach dem Krieg war Dudzus von 1954 bis zu seiner Pensionierung 1980 Pfarrer in Köln-Lindenthal. Den Kontakt zu seinem einstigen Pfarrsprengel gab er aber nie auf.

Nach dem Mauerbau 1961 entstand dank ihm eine enge Partnerschaft zwischen den Gemeinden Köln-Lindenthal und Wilhelmshorst-Langerwisch. Dudzus sorgte nicht nur dafür, dass Weihnachten Pakete in den „Osten“ geschickt wurden. Mit Spendengeldern der Kölner Partnergemeinde konnte zum Beispiel auch die Sanierung des Langerwischer Pfarrhauses finanziert werden. Die Dachziegel fürs Pfarrhaus ließ er per Lastkraftwagen nach Langerwisch transportieren.

Für die Ausstellung, die am morgigen Sonntag eröffnet wird, haben sich die Heimatforscher auf Recherchen in Archiven in Köln, Berlin und Wilhelmshorst gestützt. In Dudzus Nachlass haben sie auch Kopien von handschriftlichen Predigten gefunden, die er in seiner Wilhelmshorster Zeit gehalten hat.

Zu Otto Dudzus Rolle während der Nazi-Zeit sagt Historiker Rainer Paetau: „Wir müssen dankbar sein, dass es solche Persönlichkeiten gegeben hat, und zwar hier vor Ort.“ (Von Jens Steglich)

Quelle: MAZ