Die selbstständige Kirchengemeinde Wilhelmshorst trat 1926 ins Leben. Nur eine eigene Kirche fehlte noch. Dieser Wunsch konnte in der schwierigen Zeit von Inflation und Weltwirtschaftskrise nicht verwirklicht werden. Dann legten die Nazis seit 1933 Kirchenneubauten Steine in den Weg. Um ihren entschlossenen Willen zu demonstrieren, erwarben die Wilhelmshorster Christen 1934 vorab eine 260 kg schwere Bronzeglocke. Diese wurde provisorisch zwischen zwei Kiefern-Stämmen auf dem Schulgelände am Heidereuterweg aufgehängt, wo seinerzeit Gottesdienste statt fanden.
Der Ortsgründer Wilhelm Mühler hatte in seinem Parzellierungsplan von 1907 den Bau einer Kirche auf dem Kirchplatz (heute: Goetheplatz) mitten im Ort vorgesehen: ein markanter Standort an der Nord-Süd- Magistrale (heute: Peter-Huchel- Chaussee). Diese exponierte Lage erkannten auch die Nazis und erlaubten keinen Kirchbau auf diesem Platz. Sie spielten vielmehr mit dem Gedanken, an dieser Stelle ein „Adolf-Hitler- Haus“ ihrer Partei zu errichten. Schließlich gestatteten sie den Bau einer kleinen, bescheidenen Kirche knapp 100 Meter südlich des heutigen Goetheplatzes, wo ursprünglich das Pfarrhaus vorgesehen war.
Dass die Wilhelmshorster in diesen schwierigen Zeiten doch noch zu einer Kirche kamen, hatten sie nicht zuletzt dem auf Kirchenbau spezialisierten Berliner Architekten Winfried Wendland (1903-1998) zu verdanken. Als Mitglied der NSDAP, Referent im Preußischen Kultusministerium und Kustos an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin verfügte er über weitreichende Beziehungen seit 1933. Auch nach 1945 engagierte er sich für den Kirchenbau in der DDR – eine spannungsreiche Biografie des 20. Jahrhunderts, die näher erforscht zu werden verdient.
Eröffnung: Samstag, 11. März 2017, 16 Uhr im Gemeindezentrum Wilhelmshorst
weiterer Öffnungstermin: Sonntag, 19. März, von 14 bis 18 Uhr
danach mit besonderer Termin-Vereinbarung
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