Zunächst unscheinbar befindet sich im Wilhelmshorster Rosenweg ein, in Zustand und Erhaltung seltenes, Exemplar der sogenannten Kupferhäuser. Genauer gesagt handelt es sich um das Typenhaus R2 – Haus “Kupferstolz” der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG Berlin. Errichtet wurde das Wohnhaus, welches von der Straße zurückversetzt auf einer leichten Anhöhe liegt, im Jahr 1932 für Oskar Rügen-Böhnisch.
Im Jahre 1994/95 erfolgte die denkmalgerechte Sanierung. Die Reihe der Kupferhäuser geht auf Entwürfe des Architekten Robert Krafft aus dem Jahre 1930 zurück. Er entwickelte eine Erfindung des Ingenieurs Friedrich Förster – eine leichte Holzrahmenkonstruktion Kupferverkleidung außen, Stahlblech innen, einer dazwischen angebrachten Isolierung und U-förmigen Verbindungsstücken – gemeinsam mit ihm zu einer ganzen Serie von Haustypen weiter. In einer Musterhaussiedlung in Eberswalde-Finow wurden 1930/31 zunächst 7 Typen ausgestellt und später durch 2 weitere Typen ergänzt. Nach erfolgreichen Ausstellungen in Paris und Berlin im Jahre 1931 gingen die Häuser in Serienproduktion.
Oftmals werden die Kupferhäuser in Verbindung mit dem berühmten Architekten und Bauhausdirektor Walter Gropius in Verbindung gebracht. Dies ist insofern richtig, dass Gropius von Sommer 1931 bis Juni 1932 Leiter der Kupferhaus-Abteilung der Hirsch-Werke war. Damit war er auch mit der Überarbeitung und Weiterentwicklung des Entwurfs beauftragt und für Bauleitung, Organisation und Verkauf der Häuser verantwortlich.
Nach dem Konkurs der Hirsch Kupfer- und Messingwerke im Sommer 1932 wurde die Abteilung Hausbau aus der Konkursmasse ausgegliedert und existierte bis 1934 als selbstständige »Deutsche Kupferhausgesellschaft« weiter. Diese stellte nunmehr Kupferhäuser her, welche vor allem für den Export nach Palästina bestimmte waren.
Die Kupferhäuser wurden also nur in einem sehr begrenzten Zeitraum hergestellt, was auch das Wilhelmshorster Haus zur Rarität macht. Es mag zur Zeit der Errichtung des Hauses ein großes Spektakel gewesen sein dem Aufbau beizuwohnen. Mit 170 m² war das Haus »Kupferstolz das größte der Kupferhaustypen. Es wurde aus vorgefertigten hochrechteckigen Wandplatten mittels patentierten Verbindungen zusammen gefügt. Im Wilhelmshorster Fall steht das Haus auf einem Kellergeschoss und einem Sockel aus Ziegelwerk. Die ursprüngliche Dachdeckung aus Kupfer ist später mit Bitumendachdeckung versehen worden. Darüber hinaus sind jedoch die ursprünglichen Fenster und Türen, der ursprüngliche innere Grundriss und vor allem auch die Prägemuster auf den Stahlblechverkleidungen der Innenseiten der Wände erhalten worden.Das Haus ist damit eines der am besten erhaltenen in Deutschland bekannten Kupferhäuser, von denen es ca. 30 gibt.