Wie die Magd einen Münzfund rettete – Hans-Joachim Strichs schön bebildertes Geschichtsbuch hält viele Details bereit

MICHENDORF – Die Geschichte trug sich 1880 zu und sollte überregional für Schlagzeilen sorgen. Ein Knecht des Gutes Michendorf pflügte an jenem Tag in einem der Gärten am Hang des Wolkenberges die Erde um. Im Schlepptau hatte er die Dienstmagd, die dahinter das Unkraut einsammelte. Mit dem Pflugschar stieß er gegen ein Gefäß und es machte: klirr! Dünne Münzen aus dem Gefäß kamen zum Vorschein. Der Knecht aber hielt sie für wertlos und warf sie in die Ackerfurchen zurück. Es war das Dienstmädchen, das den „richtigen Riecher“ hatte, wie es Michendorfs Heimatforscher Hans-Joachim Strich ausdrückt.

In seiner gerade neu erschienenen Ortschronik hat er dem Münzfund einen gebührenden Platz eingeräumt, denn diese Geschichte nahm einen ungewöhnlichen Verlauf. Die Magd steckte damals einige Geldstücke ein und brachte sie zur Gutsherrin, die wiederum den Potsdamer Numismatiker Julius Lange einschaltete. Er hob den gesamten Schatz, der sich als ein „epochaler Münzfund“ herausstellte. 1797 Münzen waren in der Michendorfer Erde vergraben, geprägt in den Jahren 1140 bis 1184. Auf den Geldstücken waren Albrecht der Bär, der als Gründer der Mark Brandenburg gilt, der slawische Fürst Pribislaw-Heinrich und dessen Frau Petrussa abgebildet. Der Fund ließ damals auch Geschichtsforscher frohlocken, die darin einen Beleg sahen, das Albrecht der Bär und der Slawenfürst ein friedliches Verhältnis pflegten und Pribislav noch vor seinem Tod die Macht in seinem Land an den deutschen Fürsten übergeben hat. Der große Münzfund von 1880 hatte aber noch einen Nebeneffekt. Er machte das kleine Michendorf richtig bekannt. Für Ortschronist Hans-Joachim Strich legt er zudem nahe, dass sein Heimatort deutlich älter ist. Geschichtsprofi wie er ist hält sich Strich aber an die Gepflogenheiten und benennt als offizielles Geburtsdatum 1375, als Michendorf im Landbuch von Karl IV. erstmals urkundlich erwähnt wird. Der Münzfund ist eines von zahlreichen Details, die Strich in seinem 216-seitigen Geschichtsbuch zusammengetragen hat. Von der Ersterwähnung 1375 spannt er einen Bogen bis in die Gegenwart und ordnet die kleine Geschichte des Ortes in den großen Geschichtszusammenhang ein. Die schön bebilderte Chronik ist Strichs Abschlusswerk, in dem mehr als 20 Jahre engagierte Heimatforschung zusammengefasst sind.

Das Buch wird im Lotto- und Presseshop in der Potsdamer Straße 61 oder im Heimatverein-Domizil in der Mühle verkauft. (Von Jens Steglich)

Quelle MAZ