Eigentlich wohnten die Wilhelmshorster weit genug entfernt, um unmittelbar mit dem Grenzregime in Berührung zu kommen. Und doch gibt es vor den Toren des Ortes ein Areal, das zur Infrastruktur gehörte, die sich die DDR für ihr Grenzsystem hielt. Die Rede ist vom „Sago-Gelände“ an der B 2, das der Volksmund so nennt, weil dort Mitte der 1950er Jahre die Baracken der Bauarbeiter standen, die den Eisenbahndamm über den Templiner See und den Abschnitt des Berliner Außenrings zwischen Saarmund und Golm (kurz: Sago) bauten.

Grenztruppen

Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 nahm allerdings die NVA das Gelände in Beschlag und richtete ein zentrales Lager zur Versorgung der Grenztruppen ein.

Ein halbes Jahrhundert später gingen die Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte auf dem verwilderten Gelände auf Spurensuche und sprachen mit Zeitzeugen. Ergebnis ist eine Ausstellung, die am Freitag, dem 19. August, 18.30 Uhr, im Gemeindezentrum in der Dr.-Albert-Schweitzer-Straße 9–11 eröffnet wird. Für die Schau gibt es gleich zwei Anlässe: der 50. Jahrestag des Mauerbaus und der zehnte Geburtstag des Wilhelmshorster Geschichtsvereins, der an dem Abend gefeiert wird. In der Ausstellung, die auch am 20. August, 14 bis 17 Uhr, offen steht, sind alte Planzeichnungen und Fotos zu sehen, die zeigen, was auf dem Kasernengelände untergebracht war und davon heute noch sichtbar ist.

Diensthundeschule

Ab 1984 bis 1990 erfolgte dort auch die Ausbildung von Diensthundeführern der Grenztruppen, die an der Berliner Mauer und an der DDR-Grenze zur Bundesrepublik eingesetzt wurden, weiß Rainer Paetau, Vorsitzender der Freunde und Förderer der Ortsgeschichte. Etwa 250 Hunde waren auf dem Sago-Gelände untergebracht, um sie für den Einsatz im „Todesstreifen“ abzurichten. Für die Hunde waren sogar eine Futterküche, eine Veterinär- und eine Seuchenbekämpfungsstation eingerichtet worden. Um Seuchen zu verhindern, gab es am Eingang eine Seuchenwanne – gefüllt mit Desinfektionsmittel – durch die Fahrzeuge rollen mussten, die auf das Areal wollten oder es verließen.

Das Grenztruppenlager, das Mitte der 1980er Jahre durch ein „automatisiertes Hochregallager“ im nahen Neuseddin ergänzt wurde, war zu der Zeit größter Arbeitgeber in Wilhelmshorst, sagt Paetau.

Postgeschichte

Laut Verleger Klaus-Peter Anders, Chef des Märkischen Verlags in Wilhelmshorst, firmierte das Lager zu DDR-Zeiten postalisch als „Wilhelmshorst 2“ mit eigenem Postamt und Stempel. Neben den Arbeitsplätzen gab es eine weitere Verbindung zum Ort – auf dem Gelände stationierte Langzeitsoldaten verstärkten die Wilhelmshorster Fußballmannschaft, die dadurch erfolgreich in der Kreisklasse spielte, so Anders. Dabei hatte sich die Stadt Potsdam das Wilhelmshorster Areal schon 1958 einverleibt, musste es kurz darauf aber den Grenztruppen zur Verfügung stellen.

Von Jens Steglich

Quelle: Märkische Allgemeine