Für den Erhalt eines kleinen verfallenen Trafohäuschens am Bahnhof setzt sich die Bürgerinitiative „Wilhelmshorster Tisch“ ein. Dieses Trafohäuschen sei neben rudimentären Objekten in der Ortslage Wilhelmshorst letztes sichtbares Zeichen von den drei Fremd- oder Zwangsarbeiterlagern, die während der NS-Zeit im Ort existierten, heißt es in einem Schreiben an die Michendorfer Bürgermeisterin Cornelia Jung und Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte. „Offenbar war der unauffällige Wohnort aufgrund seiner dichten Bewaldung als besonders geeignet angesehen worden, hier unauffällig Fremdarbeiter zu internieren“, erklärt Klaus-Peter Anders von der Initiative.

Das Lager am Bahnhof, als „Reichsbahnlager Wilhelmshorst“ in den Akten zu finden, habe nach vorliegenden Luftbildaufnahmen der Amerikaner aus zwei großen Baracken bestanden, deren Fundamentplatten in Verlängerung der Gaststätte „Forelle“ noch heute erkennbar seien. Welcher Art das Lager war, was dort gearbeitet oder ob nur gewohnt wurde, sei noch nicht bekannt, werde aber im Auftrag des Märkischen Verlags gerade erforscht, erklärte Anders, der Inhaber des Verlages ist.

Die starken Fundamentplatten aus Beton ließen darauf schließen, dass Maschinen mit größerem Elektrobedarf und eigener Transformatorenstation betrieben wurden, heißt es in dem Brief. Deshalb sollte das Trafohäuschen als Zeitzeugnis erhalten und nicht wie geplant abgerissen werden.

Jetzt sollen sich der Ortsbeirat und möglicherweise auch der Verein „Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte” noch einmal eingehend mit diesem Thema beschäftigen, sagte der Vorsitzende des Michendorfer Sozialausschusses Gerhard Mühlberg (SPD) den PNN auf Anfrage. Bisher gebe es noch zu wenig gesicherte Erkenntnisse. Der Abriss wurde vorerst ausgesetzt

Der „Wilhelmshorster Tisch“ hat indes bereits einen Plan für den möglichen Fortbestand des Trafohäuschens vorgelegt. Nach einem Außen- und Innenanstrich könnte die erforschte Geschichte auf Schautafeln mit Plexiglasabdeckung plakativ an den Innenwänden angebracht werden, so Anders. Weiter heißt es in dem Vorschlag: „Die beiden Türen bleiben offen, werden aber durch starke Gitter gegen unbefugtes Betreten gesichert, so dass die Betrachtung der Tafeln von außen möglich ist. Mittels einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach wird in der Dämmerung das Innere beleuchtet, so dass tags, wie auch in den Abendstunden die Botschaft dieses Platzes Besuchern vermittelt werden kann.“ Insgesamt rechnet die Initiative mit einem Investitionsaufwand von etwa 10 000 Euro. Die Renovierung und Ausgestaltung könnte unter Beteiligung der Gemeinde und durch freiwillige Arbeit bzw. Spenden der Bürgerschaft erfolgen, heißt es. ldg
PNN