Geschichte wird bekanntlich gemacht, aber auch erlebt. Insofern sind wir alle Zeitzeugen: Bürger der ehemaligen DDR wie der Bundesrepublik, die einen mehr, die anderen weniger. Denn die meisten von uns haben im „Osten“ wie im „Westen“ bewusst die überraschende Öffnung der Berliner Mauer für DDR-Bürger in der Nacht des 9. Novembers 1989 erlebt, zunächst meist passiv vor dem Fernseher und danach aktiv durch Reisen an den  „Eisernen Vorhang“ oder in den „Westen“. Einige erlebten sogar Dramatisches.

Und viele ahnten alsbald, was dieses unglaubliche Jahrhundert-Ereignis bedeuten würde – das 1989/90 häufig gebrauchte Wort „Wahnsinn“ brachte das schier Unglaubliche auf den Punkt. Diese unvergesslichen Erlebnisse seit dem Herbst 1989 und in der Friedlichen Revolution mutiger DDR-Bürger, die letztlich zur neuen Deutschen Einheit in Freiheit führten, sind es wert, erinnert und festgehalten zu werden: für unser eigenes Selbstverständnis, für unsere nachfragenden Kinder und für die jeweiligen Ortsgeschichten – so wird Geschichte vor Ort erfahrbar und erlebbar. Zeitgeschichte war selten so spannend, so aufwühlend wie in diesen  Wochen vor nunmehr 20 Jahren.

Wie haben Sie ganz persönlich diese aufregenden Tage und Wochen erlebt? Wo waren Sie am 9. November, was machten Sie gerade? Welche Geschichten aus dem DDR-Alltag des Jahres 1989 und 1990

haben Sie erlebt, die Ihnen unvergesslich bleiben? Wohin in den „Westen“ sind Sie mit wem als Erstes gefahren? Was haben Sie dort gemacht, was hat Sie im Positiven wie im Negativen beeindruckt, was haben Sie als Erstes gekauft? Wie hat sich Ihr Leben nach dem 9. November verändert? Besitzen Sie noch Postkarten, Briefe, (Tagebuch-)Notizen und andere persönliche Aufzeichnungen aus diesen Tagen und Wochen des Umbruchs? In welchen Initiativen, Vereinen, Parteien und Organisationen haben Sie seitdem mitgewirkt, um die Friedliche Revolution gesellschaftlich und kommunalpolitisch mit zu gestalten?

Für wen waren welche Ereignisse ziemlich traumatisch? Wer kann Fotos zum damaligen Geschehen hier in den Orten der jetzigen Gemeinde zur Verfügung stellen? Wenn Sie eine von diesen Fragen bejahen können oder eine andere Idee dazu haben, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.

Wir wollen dann gemeinsam überlegen, wie wir Ihre persönliche Geschichte „aufbereiten“ und präsentieren können. Das Beste wäre, wenn Sie Ihre Erinnerungen und Erlebnisse kurz aufschrieben oder uns Material zur Verfügung stellten.

Nach ersten positiven Rückmeldungen auf unseren Aufruf zielen wir auf eine öffentliche Veranstaltung Anfang Oktober 2009. Die interessantesten Erlebnisse und Geschichten sollen von den „Zeitzeugen“ in zwei Runden erzählt und/oder präsentiert werden: In einem ersten Gesprächskreis werden wenige „Kurzgeschichten“ über persönlich Erlebtes von fünf bis zehn Minuten Dauer vorgetragen, von den Zeitzeugen selbst oder von Vorlesern. In einem zweiten Gesprächskreis können alle Teilnehmer in wenigen Sätzen erzählen, was sie konkret am 9. November 1989 machten oder an welches mehr oder weniger lustige Schlüsselereignis von 1989/90 Sie sich noch gut erinnern. Nach diesem Bürger-Dialog soll das Beste davon veröffentlicht werden (Homepage, Artikel, Broschüre, etc.).

Eingeladen zur Mitwirkung sind alle Bürgerinnen und Bürger nicht nur in Wilhelmshorst und Langerwisch, sondern in der gesamten Gemeinde Michendorf. Wir freuen uns auf Ihre persönlichen Geschichten zu einem Jahrhundertereignis unserer gemeinsamen Geschichte. Auch alle Künstler, die in der Kommune leben und sich auf ihre Art mit dem Thema der Friedlichen Revolution kreativ beschäftigen, sind eingeladen, ihre Objekte vorzustellen. In der Ausstellung zur „Wende“ können auch Sachgegenstände dieser dramatischen Umbruchszeit gezeigt werden (z.B. Mauerreste). Als Kurator steht Dr. Horst Halling zur Verfügung.

Wolfgang Linke, Tel. 033205-62667

Künstler wenden sich bitte an Dr. Halling, Tel. 033205-23567

Dr. R. Paetau / W. Linke / Dr. H. Halling

Quelle: Märkischer Bogen